Foto: Franz Kimmel

Ein Jahr Tanzbüro München, ein Zwischenfazit.

München – Am 10. April 2015 hat das Tanzbüro München (TBM) seinen Betrieb unter Leitung von Simone Schulte-Aladag (links im Bild) und Miria Wurm aufgenommen. Ein Zwischenfazit.

Fünf Fragen an Simone Schulte und Miria Wurm.

 

Frau Schulte, Frau Wurm, Sie sind vor einem Jahr in München angetreten, um die Situation für hiesige ChoreographInnen und TänzerInnen zu verbessern. Was genau waren die Ziele und die Motivation für die Gründung des TBM?

Die künstlerische Produktion von Tanz- und Performance-Arbeiten befindet sich in einem ständigen Veränderungsprozess. Die Fördermodelle sind im Umbruch, die Kooperationsmöglichkeiten verändern sich und viele junge AbsolventInnen aus Ausbildungseinrichtungen wollen mit ihrer professionellen Arbeit beginnen. Hinzu kommt, dass immer mehr TänzerInnen aus Ensembles der Stadt- und Staatstheater nach einiger Zeit in die „freie Szene“ gehen.

Auf Bundesebene ist in den letzten zehn Jahren durch die Initiative des Tanzplans und durch die kulturpolitische Arbeit sehr viel Neues entstanden. Der Tanz ist dabei, aus dem Nischendasein herauszukommen. Und genau da wollen wir etwas für die Münchner Tanzszene tun: Mit den Schwerpunkten, Beratung, Weiterbildung und Netzwerkarbeit versuchen wir, die Szene hier zu stärken und auch überregional bis bundesweit sichtbarer zu machen. 

Und wie sieht die Umsetzung im Arbeitsalltag aus?

 Die Nachfrage nach individueller Beratung ist hoch. Wir beraten bei der Antragstellung und Konzeption von Projekten und helfen bei der Vernetzung, wenn erforderlich. Jede KünstlerIn hat andere Bedürfnisse, wir versuchen daher maßgeschneiderte Konzepte zu entwickeln. Hier sind unsere Möglichkeiten aber auf Grund des Budgets noch sehr begrenzt.

Gemeinsam mit Tina Meß und Laura Tomi konzipieren wir ein Workshop-Forum, das von Anbeginn an für alle Interessierten offen steht. Für einige Choreographen bieten wir zudem vertiefte Beratung und Tourmanagement an. Und auf bundesweiten Plattformen und im Rahmen von Veranstaltungen des Dachverbands Tanz stellen wir die Arbeit der ChoreographInnen und TänzerInnen aus München vor.

Wo sehen Sie die größten, bisherigen Erfolge des TBM?

Wir sind natürlich erst am Anfang und möchten in Kooperation mit den Münchner KünstlerInnen und mit den Kulturinstitutionen noch viel bewegen.

Erfreulich ist, dass viele der ChoreographInnen, die wir beraten haben, in diesem Jahr gefördert wurden und wir für andere neue Kontakte entwickeln konnten. Durch unsere Vermittlung konnten einige Produktionen in anderen Städten spielen. u.a. Anna Konjetzky mit ihrer Produktion „Ein Bein hier….“. Ceren Oran wurde bei der Realisierung ihres wunderschönen Tanztheaterstücks „Sag mal“ für kleine Kinder unterstützt, gleichfalls die Debütförderung „L’Atelier de flanerie“ von Stephanie Felber. Zudem konnte das Kurzfilm-Projekt „7 years before“ von Maged Mohamed, ehemaliger Tänzer des Bayerischen Staatsballetts, realisiert werden, welches mittlerweile bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten hat.

Auch die Workshops kommen sehr gut an – wir erreichen hier u.a. StudentInnen der Theaterwissenschaften, der Bode Schule oder der Iwanson Schule, also den potentiellen Nachwuchs.

Wir streben auch eine neue Allianz mit bayerischen ChoreographInnen an. Auf unsere Initiative hin ist z.B. das neue Austauschformat „Transformance CityXchange“ entstanden, welches im Herbst unter Mitwirkung von 17 ChoreographInnen aus Nürnberg, Passau, Regensburg und München in eben diesen Städten präsentiert wird.

Welche ursprünglichen Ziele mussten bislang zurückstehen oder konnten noch nicht umgesetzt werden? 

Die Arbeit befindet sich ja in einem ständigen Fluss. Wir sind noch dabei herauszufinden, wie wir die Bereitstellung von Produktionsmitteln für alle Tanzschaffenden verbessern können. Proben- und Aufführungsräume sowie Gelder für die Organisationsarbeit sind wichtige Punkte, die uns ebenfalls beschäftigen.

Die Einrichtung eines regelmäßigen Profitrainings, die Zusammenarbeit mit KünstlerInnen in anderen Städten, eine größere Vernetzung und eine nachhaltige Förderung sind nur einige der Ziele, die wir erreichen möchten.

Miria Wurm und ich haben aufgrund des kleinen Budgets bislang allerdings nur zeitlich begrenzte Kapazitäten für das Tanzbüro.

Zum Schluss: Wie geht es weiter, was ist aktuell für das zweite Jahr in Planung?

 Für 2016 haben wir ein neues Workshop-Forum erstellt und hierfür Referenten aus München gewonnen:

Claudia Illi wird zum Thema Projektmanagement referieren und praktisch arbeiten; Gesine Geister wird den Workshop Tourmanagement leiten und wir selbst werden in Kooperation mit dem Pathos Theater im Herbst wieder ein Angebot zur Antragstellung und Kommunikation mit Förderern anbieten.

Zusätzlich wollen wir ein Trainingsprogramm aufbauen, aber dazu wollen wir an dieser Stelle noch nicht allzu viel verraten.

An dem Performance-Projekt „Transformance CityXChange“ nehmen aus München sieben Choreographinnen teil, wir arbeiten hier vor Ort mit der Tanztendenz und dem Hoch X zusammen und wollen auch weiterhin die Kompetenzen in der Stadt zusammenführen und bündeln.

Langfristig würden wir das Tanzbüro gerne auf stabilere Füße stellen und benötigen dafür zwingend ein größeres Budget. Hier hoffen wir auf die weitere Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat, sind aber auch mit anderen Förderern im Gespräch. 


Weitere Informationen:
www.tanzbueromuenchen.de

Das Gespräch führte Ulrich Stefan Knoll