Heike Scharpff, Stiftung Tanz. Bildnachweis: iKlick Fotostudio

Transition – Workshop für Tänzer. München, 5. Mai 2017

Transition: was kommt nach der aktiven Tanzkarriere?

Tänzerinnen und Tänzer müssen sich, im Unterschied zu vielen anderen Berufsgruppen, nach einer relativ kurzen aktiven Zeit auf der Bühne beruflich neu orientieren. Denn das (vorzeitige) Ende der aktiven Karriere durch Verletzungen, Berufsunfähigkeit, Schwangerschaft, mangelnde finanzielle Perspektiven sind immer denkbar oder aufgrund des „natürlichen Alterungsprozesses“ eher unausweichlich.

Für alle, die sich bereits frühzeitig mit der mittel- bis langfristigen Planung für die Zeit nach der aktiven Tanzkarriere auseinandersetzen möchten, bietet die Stiftung Tanz – Transition Zentrum Deutschland Unterstützung für diesen Übergang.

In München gibt Heike Scharpff von der Stiftung Tanz, selbst Theaterregisseurin und Dipl. Psychologin, am 5. Mai mit dem kostenfreien, halbtägigen TBM-Workshop Transition eine Einführung in das Thema. Der Workshop stellt eine gute Möglichkeit zur Erstinformation dar. Themen sind die persönliche Neuausrichtung, Finanzierung, Modelle von Patchwork-Karrieren, Weiterbildungsangebote und Selbstcoaching. Weitergehende, individuelle Beratungen sind im Anschluss jederzeit kostenfrei über die Stiftung Tanz möglich.

Im Vorfeld zum Workshop hat Heike Scharpff die wesentlichsten Fragen rund um das Thema beantwortet.

In welchem Alter würden Sie Tänzern und Tänzerinnen aus Ihrer Erfahrung empfehlen sich mit dem Thema auseinanderzusetzen?

Heike Scharpff: Empfehlen würde ich, sich auf jeden Fall bis Mitte Zwanzig zum ersten Mal mit dem Thema zu befassen, um sich über die späteren Möglichkeiten bewusst zu werden. Einige Förderungen, z.B. das BAföG für einen Bachelor-Studiengang kann man nur bekommen, wenn man bis zum 30. Geburtstag das Studium aufgenommen hat, für ein Master-Studium ist der 35. Geburtstag Stichtag. Dann kann man auf Basis dieses Wissens noch einmal einige bis viele Jahre in den Tanz eintauchen. Dies geschieht dann noch eigenverantwortlicher, da man die Rahmenbedingungen besser kennt.

Welche Umstände sind neben der natürlichen, altersbedingten Neuorientierung die Maßgeblichsten?

Heike Scharpff: Ein Umstand, der häufig zur Transition führt, sind natürlich ernsthafte körperliche Verletzungen, die in einigen Fällen die weitere Karriere behindern. In diesem Fall übernimmt teilweise die Deutsche Rentenversicherung oder die Unfallkasse die Kosten für eine neue Berufsausbildung, eine Weiterbildung oder ein Studium. Für freie Tänzer, v.a. Tänzerinnen, ist auch die Familiengründung ein Kreuzungspunkt. Vorher haben viele aus der freien Szene diverse Nebenjobs, um sich die Existenz als Tänzer/in zu finanzieren. Diese zeitaufwändige Existenzform ist mit kleinen Kindern kaum zu realisieren. Insofern müssen sich viele an diesem Punkt fragen, wie sie ihr Leben nun bestreiten können oder wollen.

Wie viele Beratungen führt die Stiftung Tanz im Jahr durch und wie sieht es in etwa mit der Erfolgsquote aus?

Heike Scharpff: Wir haben in den letzten sechseinhalb Jahren über 800 Tänzer/innen zu Fragen rund um die Transition beraten. Sie kommen in allen Phasen dieses Prozesses auf uns zu: lange vorher, um sich zu informieren, kurz vorher und mitten im Prozess, um Fragen zu konkretisieren und Begleitung wie etwa ein Coaching zu bekommen, sowie danach, um eventuell die Transition noch einmal zu verfeinern. Wir beraten etwa 250-300 Tänzer/innen pro Jahr, in den letzten Jahren hatten wir zudem rund 600-750 Beratungskontakte pro Jahr – also per Telefon, EMail, Skype oder persönlich. Die Erfolgsquote ist kaum zu benennen, da sich die Tänzer/innen häufig nicht zurück melden, wenn es ihnen besser geht – Menschen melden sich grundsätzlich eher bei Beratungsstellen, wenn sie in Not sind, das kennen alle Berater & Coaches. Die Zeit des Umbruchs ist auch bei vielen recht turbulent. Wir bekommen aber regelmässig sehr positives Feedback und ich höre dann häufig auch über Dritte, dass Tänzer/innen gut in einer neuen Berufstätigkeit gelandet sind.


Workshop Transition
Freitag, 5. Mai 2017, 14.00 – 17.30 Uhr (inkl. Pause)

Ort: PATHOS Atelier München
Teilnahmegebühr: keine
Anmeldung an Miria Wurm: m.wurm@tanzbueromuenchen.de

Der Workshop findet im Rahmen des Workshop Forums des Tanzbüro München und in Kooperation mit dem PATHOS München statt.

Informationen zum Workshop Forum des Tanzbüro München